Lebensretter: „Ich würde das jeder Zeit wieder machen“
Mutter klingelt verzweifelt beim Nachbarn im Hochhaus – „Schnell runter, es brennt unten bei meinem Sohn“ – Mario und sein Kumpeln zögern nicht, sondern handeln – „Haben wir erstmal den Sohn da raus geholt“ – Mutter wollte wieder rein rennen und Kanninchen raus holen – „Unter uns hat es gebrannt, ist schon ein Schock“ – Mutter sorgte sich um ihre drei Kinder – Hochhaus bis auf drei Wohnungen zum Glück noch bewohnbar – Bürgermeister eilte zum Großeinsatz, um zu helfen wo er nur kann – Brand brach wohl beim Stromverteilerkasten aus
Ort: Hiddenhausen bei Herford 22. Februar 2021, 19:10 Uhr
Mario Heinsch, genießt den Dienstagabend zu Hause in seiner Wohnung in Hiddenhausen im vierten Stock eines Hochhauses, bis es plötzlich um 19:10 Uhr bei ihm an der Türe klingelt. Völlig aufgelöst steht seine Nachbarin vor ihm: „Schnell runter, es brennt unten bei meinem Sohn“. Zusammen mit seinem Kumpel zögert der Security-Mitarbeiter nicht und eilt ohne darüber nachzudenken zur Brandwohnung und stürmt trotz dichtem schwarzen Qualm hinein. „Dann haben wir erstmal den Sohn daraus geholt“, berichtet der Lebensretter, für den das alles selbstverständlich ist.
Doch er und sein Kumpel sehen sich nicht nur mit den Flammen konfrontiert, sondern auch mit der völlig kopflos reagierenden Mutter. „Dann wollte sie wieder rein, die Kaninchen rausholen, so was verrücktes“, erzählt der 50-Jährige. Er rennt mit dem Feuerlöscher rein und schaut zu, dass der Brand sich nicht bis in den Flur oder in die Nachbarwohnung gelangt. „Da denkt man nicht, absolut nicht, man macht einfach“, so Mario. Denn erstmal war es nur ein kleines Feuer am Stromkasten, der sich dann rasend schnell ausbreitete.
Das gelingt dem Nachbarn zusammen mit seinem Kumpel auch, bis die Feuerwehr eintrifft. Das Blinken der blauen Lichter vor dem Haus bleibt nicht lange unbemerkt. Es fällt auch der zehnjährigen Leonie auf, die zusammen mit ihren beiden Geschwistern und der Mutter im siebten Stock wohnt. Als Mutter Anne bemerkt, dass es bei ihnen im Haus brennt, ist der Schock groß. Sie schnappt sich ihre beiden größeren Kinder, ihr Baby und den kleinen Hund und eilt noch nach draußen. Anne ist heilfroh, dass ihnen nichts passiert ist: „Unter uns hat es gebrannt, ist schon ein Schock“.
So schnell können sich andere nicht mehr retten, denn als die Feuerwehr kommt stehen von den 97 Bewohnern nur rund 40 auf der Straße. 13 weitere befinden sich auf den Balkonen und warten auf Hilfe. Drei von ihnen befinden sich in akuter Gefahr, die rettet die Feuerwehr zuerst, während ein anderer Teil der Mannschaft schon die Flammen bekämpft. Insgesamt holen sie bis auf vier Bewohner alle verbliebenen aus dem Gebäude, mittels tragbaren Leitern und Fluchthauben. Die anderen befinden sich nicht in Gefahr. Glücklicherweise gibt es nur drei Bewohner, die Verletzungen davontragen.
Ein Großeinsatz in Hiddenhausen, der so nicht üblich ist, aber für Feuerwehreinsatzleiter Bernd Gante absolut reibungslos über die Bühne ging. „Das Zusammenspiel hat nach meiner Einschätzung sehr gut geklappt, insbesondere mit den Führungskräften, sprich Organisatorischer Leiter Rettungsdienst und dem Leitenden Notarzt. Das ist in so einer Situation sehr wichtig, dann die ist sehr stressig für alle Beteiligten, wenn man dann einen guten Draht zueinander hat und die Zusammenarbeit gut funktioniert, dann nimmt das ganz viel Anspannung für alle Beteiligten aus dem Einsatz, dementsprechend können wir natürlich auch mehr Ruhe für die Betroffenen und Verletzten ausstrahlen“, erklärt Gante auf Nachfrage.
Der Rettungsdienst kümmert sich um die Evakuierten, solange die Feuerwehr noch im Haus zugange ist. Es gibt nicht nur Heißgetränke, sondern auch kleine Snacks und Schokoriegel und Gespräche gegen den Schock. Selbst der Bürgermeister eilt herbei, öffnet das nahe Haus der Bürger und sorgt so dafür, dass ein warmer Aufenthaltsplatz geschaffen ist. Zwar muss der Energieversorger zwischenzeitlich den Strom abstellen, aber glücklicherweise sind nur drei Wohnungen nicht mehr nutzbar. So können die anderen Bewohner in ihre Wohnungen zurück. Für diejenigen, denen nach dem Brand das Dach über dem Kopf fehlt, besorgt der Bürgermeister eine Ersatzunterkunft.









